Vorwort des Präsidenten.

Das betrifft Graubünden

Vorwort des Präsidenten.

Das betrifft Graubünden

Jürg Schmid, Präsident

Graubünden Ferien setzt sich für ein qualitatives Wachstum des Bündner Tourismus ein. Dabei ist es auf strategischer Ebene von grösster Bedeutung, neue Trends und kommende Herausforderungen zu erkennen. In einer Auslegeordnung sind wir im Jahr 2024 zu folgenden Schlüssen gekommen.

1. Der Tourismus wird wachsen.

Dies hat mehrere Gründe. Das Bevölkerungswachstum in der Schweiz ist positiv. Auch die Expats möchten reisen und die neue Heimat entdecken. Mit Arbeits­formen aus der Distanz (New Work) ergeben sich zusätzliche Chancen für Graubünden als Ort zum Leben und Arbeiten auf Zeit.

Das Geld fürs Reisen ist vorhanden: Noch nie wurde so viel Geld in der Geschichte der Menschheit vererbt wie in diesen Jahren. Aufgrund all dieser Faktoren kann man davon ausgehen, dass v. a. der Binnenmarkt Schweiz in Zukunft kontinuierlich wachsen wird. Graubünden hat als mit Abstand grösste Region im Binnenmarkt Schweiz gute Perspektiven.

Riesenschaukel im Skigebiet Splügen.

Riesenschaukel im Skigebiet Splügen.

2. Die Klimaerwärmung verschiebt die Saisons.

Es ist nichts Neues, dass die Sommersaison länger wird und die Wintersaison tendenziell etwas kürzer. Was wir aber auch sehen, ist, dass die Klimaerwärmung dazu führt, dass Herbst und Frühling zu attraktiven Reisesaisons im Mittelmeerraum werden. Wenn es im Juli und August am Mittelmeer zu heiss wird, verschiebt sich die touristische Saison langsam in den Herbst. Die Folge: Der Herbst wird umkämpfter.

Auf der anderen Seite hat der Sommer für den alpinen Tourismus noch grosses Potenzial. In unseren Diskussionen sehen wir in der besseren Bewerbung der Sommer­saison bessere und kosteneffektivere Erfolgs­aussichten als in einer Stärkung der Herbst­saison, wobei die Meinungen geteilt sind. Momentan beträgt die Netto­auslastung der Hotellerie in der Sommer­saison (definiert als Juni bis September) knapp 50 %.

3. Graubünden muss Premium.

Das Schweizer Preis- und Währungsniveau drängt den Bündner Tourismus in den Premium-Bereich. ​In der Wirtschaft können Produktivitäts­steigerungen einen härteren Schweizer Franken teilweise auffangen. Die steigende Inflationsdifferenz hilft zusätzlich. Im Tourismus aber, einer personenintensiven Branche, können wir nicht so schnell reagieren wie andere Branchen, in denen die Digitalisierung einen direkten Einfluss hat.

Premium ist nicht gleich Luxus, aber bedeutet immer «best-in-class». In allem, was wir machen, müssen wir Spitze sein. Zusätzlich sind wir auf die Erschliessung neuer Gästepotenziale mit hoher Zahlungsbereitschaft aus der Ferne angewiesen. Unsere Fernmärkte-Initiative in Zusammenarbeit mit HotellerieSuisse Graubünden ist wichtiger denn je.

Zentrum von Poschiavo mit Markt.

Zentrum von Poschiavo mit Markt.

4. Die Älteren reisen anders.

Die Alterung der Bevölkerung führt zu Aktivitäten- und Präferenzveränderungen. ​Körperintensive Outdoor-Sportarten nehmen in der Summe eher ab – aufgrund der Elektromobilität können wir das Bike-Segment ausschliessen –, sanftere Formen wie Wandern legen stark zu. ​Outdoor-Sportarten werden von dieser starken Gästegruppe zwar noch ausgeübt, aber im Alter nicht mehr gleich lang und intensiv.

Andere Themen werden bedeutender: Kultur, Genuss, Gastronomie, Gesundheit (inkl. Schönheit), Achtsamkeit und edukative Tourismusformen gewinnen. ​Auch die Wärme wird gesucht. Flugreisen nehmen v. a. in den Nebensaisons zu. Am Flughafen Zürich liegt der Rekordtag an Flugfrequenzen und Abreisen von Schweizer*innen neu anfangs Herbstferien.

5. Begeisterung ist wichtig.

Der Arbeitskräftemangel im Tourismus ist gross. Wir haben netto ein Wachstum an Arbeitskräftebedarf und zugleich einen Tiefstand an Ausbildung von Fachkräften. Die fehlende Begeisterung ist nicht nur im Stellenmarkt spürbar. Auch die Tourismusakzeptanz sinkt. In der Schweiz gibt es ein importiertes Overtourismus-Empfinden.

Effektiv gesehen gibt es in der Schweiz drei bis fünf Orte oder Regionen mit kritischen Gästefrequenzen – Graubünden ausgeschlossen. Die Akzeptanz und der Tiefstand an Lehreintritten, so glaube ich, haben einen Zusammenhang. Und unter der tiefen Profitabilität der Branche leidet auch die Konkurrenzfähigkeit am Arbeitsmarkt. Wir müssen das Image dieser Branche und die Freude an Berufen im Gastgewerbe wieder in ein anderes Licht rücken.

Jürg Schmid mit Franz Sepp Caluori (rechts) am Tourismustag 2024 in Arosa.

Jürg Schmid mit Franz Sepp Caluori (rechts) am Tourismustag 2024 in Arosa.

Graubünden Ferien nimmt diese Entwicklungen zum Anlass, sich im Einklang mit der Wohnbevölkerung und deren Lebensqualität noch stärker für einen Qualitätstourismus zu engagieren. Dabei können wir auf willige Tourismuspartner zählen, für deren Kooperation wir uns herzlich bedanken.

Jürg Schmid, Präsident

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Das Geschäftsjahr 2024