Qualität 2023

Unsere Management­plattform

Nachdem Sie im letzten Jahr viel von den Vorbereitungsarbeiten im digitalen Bereich gelesen haben freut es mich, Ihnen von unseren gemachten Erfahrungen in der digitalen Praxis zu berichten.

Seit dem 1. Februar 2023 ist unser digitales Managementportal online. Ob es schwierig war? Ja. Ob von Anfang an alles mehr oder weniger geklappt hat? Nein.

Und ob wir in Zwischenzeit zufrieden sind damit? Ja, sehr.

Doch der Reihe nach: Was kann und tut unser Management-Portal überhaupt? Starten Sie zur Veran­schaulichung in eine Zwölfstunden­schicht mit einem unserer Teams: Unser Zweierteam meldet sich zu Schichtbeginn in dem ihm zugeteilten Dienst an. Dies geschieht über jedes beliebige Smartphone, Tablet oder einen Computer mit Internetanbindung und aktueller Browser-Software und immer mit optimierter Bildschirmdarstellung. Jedes Team­mitglied meldet sich individuell und passwortgeschützt an. Danach wählt das Team die Dienststelle und das Rettungsfahrzeug aus. Nach dem Check-in bekommt unser Team nun alle für seine Schicht relevanten Informationen massgeschneidert zusammengestellt. Auch die Dienst­pläne sind jederzeit online verfügbar. Nicht, dass man zu nachtschlafender Zeit für ein dringliches Anliegen das falsche Kadermitglied ohne Hinter­grunddienst weckt.

Aufgaben nachvollziehbar erledigen und abhaken

Anschliessend stehen diverse Aufgaben an. Zuerst die Kontrollen von Fahrzeugen und Ausrüstung. Jede erledigte Aufgabe wird «geloggt», damit nachvollziehbar ist, von wem und wann sie den Status «erledigt» erhalten hat. Als nächstes werden allgemeine oder persönliche Aufgaben angezeigt. Da sieht das Teammitglied auch gleich, welche Rundschreiben oder Dienst­anwei­sungen noch gelesen und bestätigt werden müssen. So ist für die Betriebsleitung und mich nach­voll­ziehbar, wer welche Dokumente noch nicht gelesen hat.

Gleichzeitig sieht auch jede Person, was schon erledigt wurde. Welches Fahrzeug wurde gestern gereinigt? Hat schon jemand die Temperatur am Medikamentenkühlschrank überprüft und habe ich selbst noch persönliche Pendenzen?

Wichtig ist auch, dass allfällige Schäden oder speziell zu beachtendes an unseren Rettungsfahrzeugen erfasst wird. So kann es zum Beispiel sein, dass einer Rettungssanitäterin bei der Morgenkontrolle ein tiefer Kratzer am rechten Seitenspiegel auffällt. Beim Blick in die Fahrzeug-Mängelliste sieht sie, dass der Schaden seit zwei Tagen bekannt ist und die Fahrzeug­verantwortlichen bereits einen Termin in der Garage vereinbart haben. Selbiges wird auch für die Medizinalgeräte auf den Fahrzeugen angezeigt.

Freie Fahrt? Die Plattform gibt Auskunft!

Der wichtige nächste Punkt sind aktuell gültige Strassensperrungen, die uns das Tiefbauamt, die Verkehrs­technik der Stadt Chur oder auch die umliegenden Gemeinden melden. Klar, im Notfall kommen wir auch bei einspurig gesperrten Strassen­abschnitten ohne grosse Zeitver­zögerung durch. Doch wenn die Strasse komplett gesperrt ist und wir vor einem metertiefen Graben stehen nützen uns auch Blaulicht und Sirene nichts.

Schichtübergreifender Infofluss

Zum Abschluss bieten sogenannte Übergabenotizen eine einfache Möglich­eit, sich schichtübergreifend Informationen weiterzugeben. So kann es vorkommen, dass unser Team am späten Nachmittag einen Patienten mit vermuteter Rücken­verletzung für die weitere Beurteilung im Kantonsspital Graubünden auf der schützenden und immobilisierenden Vakuummatratze der Rettung Chur belässt. Doch wie findet diese den Weg wieder zu uns zurück? Man bittet die Teams der Nachtschicht in einer Übergabenotiz darum, kurz auf der zentralen Notfallstation nachzufragen – überall möglich und immer aktuell.

Diese charakteristischen Eigen­schaften wie «sicher», «zuverlässig» «überall verfügbar» und «immer aktuell» sind auch auf den Einsätzen im Rettungs­dienst absolute Schlüssel­attribute. So können unsere Teams beispielsweise von unterwegs unerwünschte Wirkungen zu Medi­kamenten auch immer im ent­spre­chenden Verzeichnis nach­schlagen. Gleiches gilt bei selten verwendeten Therapiealgorithmen, wo man nichts verpassen möchte und im Sinne der Patientensicherheit nachschlägt.

Die Ausfall-Wahrscheinlichkeit des Managementportals ist sehr tief. Die Daten werden georedundant-gespiegelt und auf zwei Servern vorgehalten. Die Datensätze sind bewusst kompakt gehalten, damit ein Download auch bei geringer Netz­abdeckung möglich ist. Die aller­wichtigsten Daten werden regel­mässig lokal auf den Dienst-Smartphones gespeichert, damit sie beispielsweise auch in einer Tiefgarage ohne Netz verfügbar sind. Pro Einsatz sind immer zwischen vier bis sechs Smartphones und ein Tablet im Einsatz, die als Ersatz dienen können, wenn bei einem Team­mitglied das eigene Gerät defekt oder der Akku leer ist.

Es sind viel Informationen, die gut aufbereitet und orchestriert werden müssen. Der initiale Aufwand für die Managementplattform war sehr gross und vieles noch unklar oder zumindest unübersichtlich.

Neuerungen sind am Anfang immer auch mit einer gewissen Skepsis verbunden. So auch bei der Ein­führung des neuen Systems, die beim einen oder anderen Teammitglied für Skepsis gesorgt hat.

Konstruktive Kritik …

Der nicht ganz einfache Start bestätigte gewisse Bedenken und machte die Etablierung der noch schlank daherkommenden Manage­mentplattform zu einer heraus­fordernden Mission. Retrospektiv kann ich dem Team für die kritischen Rückmeldungen nur danken! Sie ermöglichten uns, das Portal schnell und tiefgreifend zu verbessern.

… und ausserordentlicher Einsatz ...

Abschliessend bedanke ich mich herzlich bei den Mitadministratoren unseres Portals. Sie haben sich als Teammitglieder und Ressort­verant­wortliche bereiterklärt mitanzu­packen, Inhalte einzupflegen, Aufgaben zu erstellen, Fehler auszu­bügeln und gut zuzuhören, wenn jemand etwas nicht versteht oder es schlichtweg nicht funktioniert. Danke euch!

… führten zu Verbesserungen und höherer Akzeptanz

Nach bald einem Jahr hat unsere Managementplattform viel an Umfang gewonnen und wir als Team haben eine steile Lernkurve hingelegt. Der Aufbau ist noch nicht abgeschlossen, Umbauarbeiten und Verbesserungen finden laufend statt. Wie in so vielen Bereichen im Leben ist man wohl auch hier nie ganz fertig, nie voll­ständig zufrieden. Gutes Qualitäts­management ist ein Kreislauf. Man plant, setzt Geplantes um, überprüft Umgesetztes und handelt aufgrund der neuen Erkenntnisse. Doch nach diesem Prozess ist die Reise nicht zu Ende – im Gegenteil. Man fängt wieder von vorne an und der Ausgangspunkt ist nur vermeintlich derselbe.

Und zum Schluss noch dies:

Auch im klassischen Qualitäts­management lief im vergangenen Jahr viel. Unsere grosse, über ein Jahr laufende Studie zu Bewusstseins­störungen ohne Trauma ging im Sommer mit spannenden Erkennt­nissen zu Ende. Wir haben erkannt, dass wir bewusstlose Personen sehr gut versorgen und konnten an relevanten Details feilen. Die nächste Q-Studie zu Extremitätentrauma und Schmerz ist bereits in Vorbereitung und läuft im Februar 2024 an.

Mehr dazu erfahren Sie im kommen­den Jahr, bleiben Sie uns gewogen.

Gian-Martin Sommerau, Qualitätsverantwortlicher Rettung Chur

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