Nachhaltigkeits­bericht Kantonsspital Graubünden 2023

Nachhaltigkeits­bericht Kantonsspital Graubünden 2023

Berichterstattung zu nicht­finanziellen Belangen gemäss Art. 964a ff. OR in Anlehnung an das Rahmenwerken des Deutschen Nachhaltigkeits­kodex5 (DNK).

Verfasser: Markus Hehli, Corporate Support und Beauftragter für Nachhaltigkeit KSGR

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Strategie

Mit dem Beitritt der Schweiz zum Zukunftsvertrag der Vereinigten Nationen (UN) hat sich die Schweiz verpflichtet die UN-Agenda 2030 mitzutragen und somit die Substainable Development Goals (SDGs, Bild 1)1 umzusetzen. Das Kantonsspital Graubünden (KSGR) setzt auf eine nachhaltige Unternehmenskultur: Der Hauptauftrag des KSGR deckt sich vollumfänglich mit dem SDG-Nr. 3 «Gesundheit und Wohlergehen». Das Thema von SDG-Nr. 4 «Hochwertige Bildung» sowie Thema Nr. 5 «Geschlechter­gleichheit» sind im KSGR seit Jahren tief verwurzelt und werden täglich gelebt.

Für die nächsten Jahre setzt sich das KSGR die Themen SDG-Nr. 7 «Bezahlbare und saubere Energie», SDG-Nr. 12 «Nachhaltige/r Konsum und Produktion» sowie SDG-Nr. 13 «Massnahmen zum Klimaschutz» als Fokus bei den Nachhaltig­keitsbestrebungen.

Das Thema «nachhaltiges und ökologisches Unternehmen» wird durch den Leitsatz in unserer Strategie «Wir übernehmen Verantwortung und wollen als nachhaltiges Unternehmen wahrgenommen werden» verdeutlicht.

Nachhaltigkeits­konzept

Das KSGR-Nachhaltigkeitskonzept wurde von der GL am 26.06.2023 in einer ersten Fassung in Kraft gesetzt. Die Direktions­stabstelle Corporate Support wurde als «Beauftragte Stelle für Nachhaltigkeit» festgelegt und die Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit (ArG-NH) eingesetzt. Die Arbeitsgruppe mit zehn internen Fach­personen initiiert und begleitet Nachhaltig­keitsmassnahmen und berät die Gremien und Abteilungen im KSGR. Im Weiteren ist die ArG-NH für die interne Weiterbildung und die periodische Berichterstattung zu den Nachhaltig­keitsthemen verantwortlich.

Analyse/Wesentlichkeit

Das KSGR konnte von 2017 bis 2021 am Nationalen Forschungsprogramms «NFP 73-Nachhaltige Wirtschaft» des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) im Projekt «Green Hospital» mitarbeiten. Im Rahmen dieser Forschungstätigkeit wurden die Umweltauswirkungen von CH-Spitälern analysiert. Experten der Forschungsgruppe Ökobilanzierung der ZHAW, des Instituts für Wirtschafts­studien Basel (IWSB) und der Abteilung Health Care Logistics des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) arbeiteten in einem interdis­zi­plinären Forschungsteam zusammen. Abbildung 12 zeigt die Aufteilung des Treibhauspotenzial eines durch­schnitt­lichen Schweizer Spitals.

Abbildung 1: Anteile am Treibhauspotenzial eines durchschnittlichen Schweizer Spitals2

Abbildung 2: Die Klimaeffizienz und der Anteil am Treibhauspotential (GWP, vertikale Achse) der untersuchten Bereiche zeigen deren Potenzial zur Klima-Optimierung in Schweizer Spitälern. Hoher Anteil und niedrige Effizienz zeigen höchstes Potenzial (oberer linker Bereich), hohe Effizienz und niedriger Anteil zeigen niedriges Potenzial (unterer rechter Bereich) (n=33, mittlere Effizienz mittels DEA; Roth et al, 2021).2

Ziele

Basierend auf der KSGR-Strategie, den Forschungserkenntnissen aus «Green Hospital» sowie den nationalen Vorgaben hat das KSGR 2023 zwölf Ziele festgelegt. Diese Ziele sind nach den drei SDG-Themen aufgeteilt und werden bis 2027 fokussiert bearbeitet.

Nachhaltigkeits­aspekte

Environmental, Social and Corporate Governance (ESG) (deutsch: Umwelt-, Sozial- und Führung) sind Kriterien und Rahmenbedingungen für die Berück­sichtigung von Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Sozialfragen innerhalb von Unter­nehmensführungen, öffentlichen Körperschaften, Regierungen und Behörden. ESG-Kriterien sind so konzipiert, dass sie in die Strategie eines Unternehmens eingebettet sind und die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Wertschöpfung für alle Interessengruppen des Unternehmens (wie Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und Geldgeber) berücksichtigen.5

Umwelt/Environmental (E)

Dieser Aspekt bezieht sich auf die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt, einschliesslich Themen wie Klimawandel, Energieeffizienz, Ressourcenverbrauch, Abfallmanagement und Umweltverschmutzung.5

Ressourcenmanagement

Das KSGR betreibt ein aktives Energie­management. Sämtliche beanspruchten Ressourcen werden effizient eingesetzt, deren Verwendung bewertet und wo immer möglich reduziert. Das CO2-Emmissionspotenzial wird aktiv reduziert. 2023 konnte trotz Leistungswachstum der Stromverbrauch aufgrund von betrieb­lichen Sparmassnahmen um 660’000 kWh/-5.1% reduziert werden. Der Umbau von Beleuchtung zu LED-Leuchten wird fortgesetzt, neu wurde das Personal­parkhaus Arlibon mit LED ausgerüstet.

Die Reduktion des Brennstoffverbrauches in Kleinanlagen wurde durch den Umbau der Dampfanlagen im Kreuzspital sowie Fontanaspital auf kleinere elektrische Systeme fortgesetzt. Der Umbau der Wärmeversorgung von Ölheizung zu Fernwärme ist bei der Personal-Wohn­liegenschaften Haus Lichtenstein ist in Planung.

Klimarelevante Emissionen

Die klimarelevanten Emissionen des KSGR3 wurden in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Ökobilanzierung vom Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen der ZHAW erarbeitet. Basierend auf den Verfahren des NFP 73-Nachhaltige Wirtschaft-Green Hospital und dem IPCC2021-Protokoll wurden die Jahre 2018 und 2022 ausgewertet.

Die Treibhausemissionen (THGE) des KSGR belaufen sich 2018 auf rund 8’400 Tonnen CO2-eq, 2022 auf rund 6’500 Tonnen CO2-eq. Dies bedeutet eine Reduktion dieser Emissionsabschätzung von 22,5%. Ausschlaggebend waren der Weiterumbau der Wärmesysteme von Ölheizungen zu Fernwärme sowie Umstellung des eingekauften Strommix auf CO2-armen CH-Wasserstrom. Trotz deutlichem Leistungswachstum konnte in den Bereichen Verpflegung, Medikamente sowie Infrastruktur die Treibhaus­gasemissionen faktisch konstant gehalten werden. Die Betrachtung der Abschät­zung der THG-Emissionen pro Vollzeit­äquivalent (VZÄ) betrug 2018: 4.7 Tonnen CO2-eq. Im Jahr 2022 verringerte sich der Wert um 32% auf 3.2 Tonnen CO2-eq/VZÄ.

Abbildung 3: Vergleich des Treibhauspotenzials des KSGR der Jahre 2018 und 2022 nach IPCC20213

In einer weiteren Standortbestimmung4 mit dem Verband Ingenieur Hospital Schweiz (IHS) konnten wir feststellen, dass im KSGR in Scope 1-2 ca. 12% und in Scope 3 ca. 88% der THG-Emissionen anfallen. Scope 3 «Andere indirekte Emissionen» umfassen Verbrauchs­materialien/Verpflegung, Gebäude/Betriebseinrichtungen, Abfall/Abwasser sowie Mobilität. Somit werden wir in Zukunft auch einen Schwerpunkt auf die Scope 3-Emissionen legen.

Abbildung 4: Totale Treibhausgasemissionen und Aufteilung nach Scope 1-2 und Scope 3.4

In einem einfachen Vergleich zwischen den Pilotspitälern konnte mit den Indikator THG-Emissionen pro FTE, pro Geschossfläche und pro Bett festgestellt werden, dass das KSGR über alle drei Kennwerte eher tiefe Werte Emissions­werte aufweist.

Abbildung 5: Vergleich der untersuchten Kliniken mittels drei unterschiedlichen Indikatoren.4

Soziales/Gesellschaft (S)

Der soziale Aspekt von ESG betrifft die Beziehungen eines Unternehmens zu seinen Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, Gemeinschaften und anderen relevanten Stakeholdern. Dazu gehören Themen wie Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Vielfalt und Inklusion, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sowie das Engagement in der Gemeinschaft.5 Die Stiftung Kantonsspital Graubünden beschäftigt aktuell gegen 3'500 Mitarbeitende. Somit ist es der grösste private Arbeitgeber im Kanton Grau­bünden. Das KSGR hält sich an die geltenden Gesetze und Vorschriften im Bereich Mitarbeiter- und Umweltschutz. Das KSGR-Kader informiert die Mitarbeitenden regelmässig direkt. Die Informationen werden auch über die digitalen Kommunikationswege bereit­gestellt. Die Mitarbeitenden sowie die Personal­kommission (PEKO) haben die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen und haben das Recht, bei der Meinungs­bildung aktiv involviert zu sein. Somit wird auch die durchgängige Einhaltung der Arbeitsrechte sowie der Gesundheits- und Arbeitsschutz gewährleistet. Das betrieb­liche Gesundheitsmanagement (BGM) sowie die Lohngleichheit werden durch externe Audits/Analysen bestätigt.

Die Auszeichnung mit dem Label «Friendly Work Space» der Stiftung Gesundheits­förderung Schweiz fasst unsere Bestrebungen als verantwor­tungsbewussten Arbeitgeber zusammen.

Führung/Governance (G)

Bezieht sich auf die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt und kontrolliert wird. Dies umfasst die Unternehmens­führung, ethische Grundsätze, Integrität, Transparenz, Vorstands­zusammen­setzung, unabhängige Prüfung und die Einhaltung von Vorschriften.5

Das KSGR hält sich an die geltenden Gesetzte und Vorschriften. Bei Auftrags­erteilungen sowie in den Lieferverträgen verpflichtet das KSGR die Partnerfirmen zu entsprechenden Eigenerklärungen zur Einhaltung der gesetzlichen Anforde­rungen. Wo erforderlich und angebracht, werden bei den Eigenerklärungen die Menschenrechte, die Korruptions­bekämpfung sowie der Arbeitnehmer­schutz thematisiert.

Unser Tun im KSGR sind geprägt durch die folgenden Werte:

  • Wertschätzung
  • Vertrauen
  • Vorbild
  • Sinnhaftigkeit
  • Transparenz
  • Kooperation
  • Eigenverantwortung

Die Werte leiten uns in der Führung, im Umgang miteinander und im Umgang mit unseren Patientinnen und Patienten, den Angehörigen sowie übrigen Kunden und unseren Kooperationspartnern. Das KSGR steht für kulturelle Vielfalt, mutiges Erfindertum und charmantes Charisma. Wir sehen uns als Vorbild für die geschäftliche Umsetzung der ESG-Kriterien in der Gesundheitsbranche sowie in der Südostschweiz.

Quellenangabe:

  1. UN-Agenda, 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Substainable Development Goals, SDGs) https://unric.org/de/17ziele/ (2022)
  2. SNF, Nachhaltige Wirtschaft NFP-73 Policy Brief Nr. 4/2022, Green Hospital (12/2022)
  3. ZHAW, Ökobilanz KSGR, Jährliche Auswirkungen der Jahre 2018 und 2022 (15.05.2023)
  4. IHS, KSGR Nachhaltigkeit mit Fokus Netto-Null, Standortbestimmung (22.12.2023)
  5. DVKC, Leitfaden Erstellung einer DNK-Erklärung für Gesundheitseinrichtungen (10/2023)

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