Nachhaltigkeits­bericht Kantonsspital Graubünden 2024

Nachhaltigkeits­bericht Kantonsspital Graubünden 2024

Berichterstattung zu nichtfinanziellen Belangen gemäss Art. 964a ff. OR.

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Strategie

Mit dem Beitritt der Schweiz zum Zukunftsvertrag der Vereinigten Nationen (UN) hat sich die Schweiz verpflichtet, die UN-Agenda 2030 mitzutragen und somit die Substainable Development Goals (SDGs, Bild 1)1 umzusetzen. Das Kantonsspital Graubünden (KSGR) setzt auf eine nachhaltige Unternehmenskultur: Der Hauptauftrag des KSGR deckt sich vollumfänglich mit dem SDG-Nr. 3 «Gesundheit und Wohlergehen». Das Thema von SDG-Nr. 4 «Hochwertige Bildung» sowie Thema Nr. 5 «Geschlechter­gleichheit» sind im KSGR seit Jahren tief verwurzelt und werden täglich gelebt.

Für die nächsten Jahre setzt sich das KSGR die Themen SDG-Nr. 7 «Bezahlbare und saubere Energie», SDG-Nr. 12 «Nachhaltige/r Konsum und Produktion» sowie SDG-Nr. 13 «Massnahmen zum Klimaschutz» als Fokus bei den Nachhaltigkeits­bestrebungen.

Das Thema «nachhaltiges und ökologisches Unternehmen» wird durch den Leitsatz in unserer Strategie «Wir übernehmen Verantwortung und wollen als nachhaltiges Unternehmen wahrgenommen werden» verdeutlicht.

Risikomanagement

Das Risikomanagement am KSGR orientiert sich an den drei Modellen COSO, Three Lines und ISO 31000 und wurde an die KSGR-Gegebenheiten angepasst. Entsprechend werden Risiken aus den Bereichen Governance und Kultur, Strategie und Zielsetzung, Laufender Betrieb, sowie Finanzen und Wirtschaft­lichkeit betrachtet. Nachhaltigkeits­themen sind in den Risikobereichen Gesetzgebung, Zertifizierungen und amtliche Bewilligungen, Gesellschaft und Entsorgung verankert. Die Detail­ausführungen sind im Konzept Risiko­management KSGR erläutert. Der Risiko­managementprozess ist folgendermassen aufgebaut:

Risikoinventar

Basierend auf internen KSGR-Risiken sowie nationalen und internationalen Risk-Report-Publikationen wurde ein standardisiertes Risikoinventar erstellt und referenziert. Das KSGR-Risikoinventar wird auf die Departemente angepasst und diesen jährlich zur Beurteilung vorgelegt.

Bewertungsgrundlagen

Die Bewertungsgrundlagen sind anhand von Literatur und in Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Expertinnen und Experten in den Bereichen Eintritts­wahrscheinlichkeit, Schadensausmass und Entdeckungs­wahrscheinlichkeit definiert und validiert.

Risikorahmen

Als Basis der Risikobeurteilung wird ein grober Risikorahmen stichwortartig formuliert und referenziert. Gemeinsam mit dem Managementbericht Qualität gilt dieser als Beurteilungsgrundlage.

Risikoschulungen

Alle verantwortlichen Personen der Departemente wurde in den einzelnen Prozessschritten geschult.

Risikobeurteilung

Die Departemente beurteilten die zugeteilten und ggf. ergänzten Risiken nach Vorgabe der Bewertungs­grundlagen.

Risikoinventar KSGR

Die Beurteilung der Einzelrisiken werden mit einer mathematischen Durchschnitts­­berechnung in ein KSGR-Risikoinventar zusammengefasst. Risiken mit einer Risikoprioritätszahl (RPZ) unter 20 gelten als kompensiert. Risiken mit einer RPZ von 20 bis 39 sind kritisch zu betrachten und im Auge zu behalten und Risiken mit einer RPZ von 40 und höher gelten als nicht kompensiert und müssen priorisiert behandelt werden.

Risikokonferenz

Die Risikokonferenz tagt einmal jährlich und validiert das Risikoinventar KSGR, definiert die Top-Risiken und schlägt verantwortliche Personen u/o Einheiten für Massnahmen zuhanden der Geschäfts­leitung vor.

Risikobericht

Der Risikobericht wird zuhanden Geschäfts­leitung und Verwaltungsrat mit dem Ziel der Freigabe der verant­wortlichen Personen u/o Bereiche für die Massnahmenerarbeitung der Top-Risiken erstellt.

Nachhaltigkeits­konzept

Das KSGR-Nachhaltigkeitskonzept wurde von der GL am 26.06.2023 in einer ersten Fassung in Kraft gesetzt. Die Direktions­stabstelle Corporate Support wurde als «Beauftragte Stelle für Nachhaltigkeit» festgelegt und die Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit (ArG-NH) eingesetzt. Die Arbeitsgruppe mit zehn internen Fachpersonen initiiert und begleitet Nachhaltigkeitsmassnahmen und berät die Gremien und Abteilungen im KSGR. Im Weiteren ist die ArG-NH für die interne Weiterbildung und die periodische Berichterstattung zu den Nachhaltigkeits­themen verantwortlich.

Analyse/­Wesentlichkeit

Das KSGR konnte von 2017 bis 2021 am Nationalen Forschungsprogramms «NFP 73-Nachhaltige Wirtschaft» des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) im Projekt «Green Hospital» mitarbeiten. Im Rahmen dieser Forschungstätigkeit wurden die Umweltauswirkungen von CH-Spitälern analysiert. Experten der Forschungsgruppe Ökobilanzierung der ZHAW, des Instituts für Wirtschafts­studien Basel (IWSB) und der Abteilung Health Care Logistics des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) arbeiteten in einem inter­disziplinären Forschungsteam zusammen.

Abbildung 12 zeigt die Aufteilung des Treibhauspotenzial eines durchschnittlichen Schweizer Spitals.

Abbildung 22 verdeutlicht die Klima­effizienz und den Anteil am Treibhaus­potenzial der untersuchten Bereiche in den 19 Spitälern der NFP-73 Studie «Green Hospital». Mit diesen Forschungsarbeiten konnten die wesentlichen CO2-Potenziale und somit die umweltrelevanten Bereiche in einem Spital erarbeitet werden.

Ziele

Basierend auf der KSGR-Strategie, den Forschungserkenntnissen aus «Green Hospital» sowie den nationalen Vorgaben hat das KSGR 2023 zwölf Ziele festgelegt. Diese Ziele sind nach den drei SDG-Themen aufgeteilt und werden bis 2027 fokussiert bearbeitet.

Nachhaltigkeits­aspekte

Environmental, Social and Corporate Governance (ESG) (deutsch: Umwelt-, Sozial- und Führung) sind Kriterien und Rahmenbedingungen für die Berücksichtigung von Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Sozialfragen innerhalb von Unternehmensführungen, öffentlichen Körperschaften, Regierungen und Behörden. ESG-Kriterien sind so konzipiert, dass sie in die Strategie eines Unternehmens eingebettet sind und die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Wertschöpfung für alle Interessengruppen des Unternehmens (wie Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten und Geldgeber) berücksichtigen.5

Umwelt/­Environmental (E)

Dieser Aspekt bezieht sich auf die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt, einschliesslich Themen wie Klimawandel, Energieeffizienz, Ressourcen­verbrauch, Abfall­management und Umweltverschmutzung.5

Ressourcenmanagement

­Das KSGR betreibt ein aktives Energie­management. Sämtliche beanspruchten Ressourcen werden effizient eingesetzt, deren Verwendung bewertet und wo immer möglich reduziert. Das CO2-Emmissions­potenzial wird aktiv reduziert. 2024 konnten wir mit dem Ausbau der Photovoltaik­anlagen am Hauptstandort sowie dem Standort Kreuzspital ein bedeutende Investition umsetzen.

Abbildung 3: Dachflächen Hauptstandort mit sechs PV-Anlagen, 620 kWp Leistung

Die gesamten im KSGR installierten PV-Anlagen erzeugen jährlich zirka 720'000 kWh. Diese Leistung wird zu 100% als Eigenverbrauch im KSGR genutzt.

Der Umbau der Wärmeversorgung von Ölheizung zu Fernwärme ist bei der Personal­wohn­liegenschaften Haus Lichtenstein in Umsetzung.

Klimarelevante Emissionen

Die klimarelevanten Emissionen des KSGR3 wurden in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Ökobilanzierung vom Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen der ZHAW erarbeitet. Basierend auf den Verfahren des NFP 73-Nachhaltige Wirtschaft-Green Hospital und dem IPCC2021-Protokoll wurden die Jahre 2018, 2022 und 2023 (inklusive Standort Walenstadt) ausgewertet.

Die Treibhausgasemissionen (THGE) des KSGR belaufen sich 2018 auf rund 8'960 Tonnen CO2-eq, 2023 auf rund 7'410 Tonnen CO2-eq. Dies bedeutet eine Reduktion dieser Emissionsabschätzung von 17,3%. Diese Reduktion konnte trotz des rund 10%-Wachstums (Fläche, Leistung, Personal) aufgrund der Integration des Standortes Walenstadt erreicht werden. Ausschlaggebend waren der Weiterumbau der Wärmesysteme von Ölheizungen zu Fernwärme sowie Umstellung des eingekauften Strommix auf CO2-armen CH-Wasserstrom. Trotz deutlichem Leistungswachstum konnte in den Bereichen Verpflegung, Medikamente sowie Infrastruktur die Treibhausgas­emissionen faktisch konstant gehalten werden. Die Betrachtung der Abschätzung der THG-Emissionen pro Vollzeitäquivalent (VZÄ) betrug 2018: 5.0 Tonnen CO2-eq. Im Jahr 2023 verringerte sich der Wert gegenüber dem Basisjahr 2018 um 56% auf 3.2 Tonnen CO2-eq/VZÄ.

Abbildung 4: Vergleich des Treibhauspotenzials des KSGR der Jahre 2018, 2022 und 2023 nach IPCC20213

In einer weiteren Standortbestimmung4 mit dem Verband Ingenieur Hospital Schweiz (IHS) konnten wir feststellen, dass im KSGR in Scope 1 – 2 ca. 12% und in Scope 3 ca. 88% der THG-Emissionen anfallen. Scope 3 «Andere indirekte Emissionen» umfassen Verbrauchs­materialien/­Verpflegung, Gebäude/­Betriebseinrichtungen, Abfall/­Abwasser sowie Mobilität. Somit werden wir in Zukunft auch einen Schwerpunkt auf die Scope 3-Emissionen legen.

Abbildung 5: Treibhausgasemissionen und Aufteilung nach Scope 1 – 2 und Scope 3.4

2024 haben wir die Mobilität unserer Mitarbeitenden detaillierter ausgewertet. Eine Befragung7 (3000 Mitarbeitende, 1000 Rückantworten, Beteiligung 33%) hat folgende Daten ergeben:

Abbildung 6: Modalsplit KSGR-Mitarbeitende 20247

Aufgrund Rückmeldungen in der Befragung werden die Velo­parkieranlagen an unseren Standorten sowie das Churer Velo­leihsystem Mooinz aktuell ausgebaut. Für die bessere Erreichbarkeit der Standorte mit dem ÖV wurden Eingaben an die Fahrplan­konferenz gemacht.

Soziales/Gesellschaft (S)

Der soziale Aspekt von ESG betrifft die Beziehungen eines Unternehmens zu seinen Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten, Gemeinschaften und anderen relevanten Stakeholdern. Dazu gehören Themen wie Arbeits­bedingungen, Menschenrechte, Vielfalt und Inklusion, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sowie das Engagement in der Gemeinschaft.5

Die Stiftung Kantonsspital Graubünden beschäftigt aktuell rund 3'500 Mitarbeitende. Somit ist es der grösste private Arbeitgeber im Kanton Graubünden. Das KSGR hält sich an die geltenden Gesetze und Vorschriften im Bereich Mitarbeitenden- und Umwelt­schutz. Das KSGR-Kader informiert die Mitarbeitenden regelmässig direkt. Die Informationen werden auch über die digitalen Kommunikations­­wege bereitgestellt. Die Mitarbeitenden sowie die Personal­kommission (PEKO) haben die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen. Somit wird auch die durchgängige Einhaltung der Arbeitsrechte sowie der Gesundheits- und Arbeitsschutz gewährleistet. Das betriebliche Gesundheits­­management (BGM) sowie die Lohngleichheit werden durch externe Audits/Analysen bestätigt.

Die Auszeichnung mit dem Label «Friendly Work Space» der Stiftung Gesundheits­förderung Schweiz fasst unsere Bestrebungen als verantwortungs­­bewussten Arbeitgeber zusammen.

Führung/Governance (G)

­Bezieht sich auf die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt und kontrolliert wird. Dies umfasst die Unternehmens­führung, ethische Grundsätze, Integrität, Transparenz, Vorstands­­zusammen­setzung, unabhängige Prüfung und die Einhaltung von Vorschriften.5

Das KSGR hält sich an die geltenden Gesetzte und Vorschriften. Bei Auftrags­erteilungen sowie in den Lieferverträgen verpflichtet das KSGR, die Partnerfirmen zu entsprechenden Eigenerklärungen zur Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen. Wo erforderlich und angebracht, werden bei den Eigen­erklärungen die Menschenrechte, die Korruptions­bekämpfung sowie der Arbeitnehmer­schutz thematisiert.

Unser Tun im KSGR sind geprägt durch die folgenden Werte:

  • Wertschätzung
  • Vertrauen
  • Vorbild
  • Sinnhaftigkeit
  • Transparenz
  • Kooperation
  • Eigenverantwortung

Die Werte leiten uns in der Führung, im Umgang miteinander und im Umgang mit unseren Patientinnen und Patienten, den Angehörigen sowie übrigen Kunden und unseren Kooperations­partnern. Das KSGR steht für kulturelle Vielfalt, mutiges Erfindertum und charmantes Charisma. Wir sehen uns als Vorbild für die geschäftliche Umsetzung der ESG-Kriterien in der Gesundheits­branche sowie in der Südostschweiz.

Quellenangabe:

  1. UN-Agenda, 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Substainable Development Goals, SDGs) https://unric.org/de/17ziele/ (2022)
  2. SNF, Nachhaltige Wirtschaft NFP-73 Policy Brief Nr. 4/2022, Green Hospital (12/2022)
  3. ZHAW, KSGR: Umweltauswirkungen im Jahr 2023 im Vergleich zu 2018 und 2022 (23.12.2024)
  4. IHS, KSGR Nachhaltigkeit mit Fokus Netto-Null, Standortbestimmung (22.12.2023)
  5. DVKC, Leifaden Erstellung einer DNK-Erklärung für Gesundheitseinrichtungen (10/2023)
  6. GRI Standards, GRI1: Grundlagen 2021, www.globalreporting.org
  7. SBB, KSGR 2024-Mitarbeiterbefragung zur Pendlermobilität (07.05.2024)DVKC, Leitfaden Erstellung einer DNK-Erklärung für Gesundheitseinrichtungen (10/2023)

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