Das Geschäftsjahr 2020.
Planen in Szenarien
Martin Vincenz, CEO
Der Bündner Tourismus hat schon viele Herausforderungen gemeistert. Doch 2020 waren alle Akteure in einem zuvor nie dagewesenen Mass gefordert. Die Bekämpfung der Corona-Pandemie hat quasi von heute auf morgen alles auf den Kopf gestellt. So hat uns das Jahr 2020 vor Augen geführt, dass im Beruflichen wie im Privaten nichts selbstverständlich ist und wie sehr wir alle voneinander abhängig sind. Mit dem Lockdown im Frühjahr 2020 erfolgte der wirtschaftliche Einbruch – auch im Tourismus. Nichts verdeutlicht dies mehr als die Zahlen der Logiernächte in Graubünden vom April 2020 mit einem Minus von 95 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Dabei wäre der Bündner Tourismus bis im März 2020 auf Kurs gewesen. 2019 hatten wir uns zum dritten Mal in Folge über mehr Gäste freuen dürfen, der Winter 2019/2020 schien noch im Februar 2020 ein Rekordwinter zu werden. Rückblickend sind wir noch bis Dezember 2020 einigermassen glimpflich davongekommen. Dank der vielen Gäste aus dem Inland verzeichneten viele Destinationen Graubündens einen touristisch erfolgreichen Sommer und Herbst. Schweizerinnen und Schweizer genossen so zahlreich wie noch nie zuvor die Bündner Berge, das natürliche «Social Distancing» in freier Natur und das vielfältige Angebot der Leistungsträger. So weist Graubünden in der Logiernächtestatistik 2020 ein Minus von -9,2 Prozent gegenüber 2019 aus. Andere Regionen und insbesondere die Städte hatten es deutlich schwerer. Auch Bündner Destinationen, die üblicherweise von vielen ausländischen Gästen besucht werden oder denen im Jahr 2020 die Geschäftsreisen, Kongresse und Events fehlten, hatten Einbussen hinzunehmen.
Die GRF-Mitarbeitenden in einem Team-Call.
Am besten ein Plan A, B und C
Die neuen Umstände verlangten auch von Graubünden Ferien als touristische Marketingorganisation des Kantons Agilität und Anpassungsfähigkeit. In der Sache waren ein vorausschauendes Handeln und ein Planen in Szenarien nötig. In der Organisation konnten wir dank bestehender IT-Lösungen umgehend ins Home-Office wechseln. Diese Umstellung funktionierte reibungslos. In der Nachfrageförderung benötigten wir zusätzliche Unterstützung in einem hart umkämpften Markt. Diese erhielten wir in Form zweier durch den Kanton Graubünden unterstützter Impulsprogramme. «Endlich Graubünda» lautete das Motto zum ersten touristischen Impulsprogramm für den Sommer und Herbst, das nach dem Lockdown wie eine frohe Botschaft klang. «Patgific» (zu Deutsch gemütlich) war das Feriengefühl, mit welchem wir die Gäste beim zweiten Impulsprogramm für Winterferien in Graubünden zu begeistern versuchten. Allerdings: Aufgrund einer Verknappung des touristischen Angebots reduzierten wir die Kampagnenaktivität im Dezember und hielten die Mittel für die Zeit nach Neujahr bereit.
Mit Nationalratspräsidentin Isabelle Moret und Ständeratspräsident Hans Stöckli bei einem Besuch in Graubünden vor dem Grossratsgebäude in Chur.
Bereit für neue Zeiten
In diesem in allen Belangen aussergewöhnlichen Jahr leisteten wir aber auch Aufbauarbeit für die touristische Nachfrage von morgen. In einem strategisch ersten Aufbauprogramm wurden 2020 die Grundlagen für den «Alpine Circle» geschaffen. Vor dem Hintergrund des starken Touring-Trends wollen wir Graubünden als alpine Rundreise-Destination etablieren. Bereits wurden dazu im Jahr 2020 zwölf Partnerdestinationen und acht Vertriebspartner gewonnen. 2021 folgt die breit angelegte Lancierung des «Alpine Circle». Auch in den Fernmärkten hielten wir den Marktaufbau aufrecht. Dies im Wissen darum, dass auf lange Sicht eine Diversifizierung unserer Gästestruktur notwendig ist, um eine höhere Auslastung zu erreichen. Und nicht zuletzt durften wir die 2019 erfolgreich gestartete «Hospitality Pop-up Academy» in Zusammenarbeit mit der Swiss Hospitality Solutions (SHS) in weiteren Destinationen fortsetzen. Es ist eine unserer Serviceleistungen für mehr Sichtbarkeit und Erfolg der Bündner Beherbergungswirtschaft. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle allen Leistungsträgern im Bündner Tourismus, welche 2020 mit viel Tatkraft, Innovation und dem Glauben an die eigenen Stärken das Beste aus der Situation gemacht haben. Ein nochmals intensivierter Austausch mit der Branche unter der Führung von Graubünden Ferien hat die Vorteile einer starken Zusammenarbeit nicht nur in der Krise gezeigt: Gemeinsam bewegen wir mehr. Dies 2021 hoffentlich unter besseren Bedingungen. Auch dem Kanton Graubünden gebührt ein grosser Dank: In der Corona-Krise haben die Bündner Behörden rasch und offensiv mit mutigen Strategien reagiert. Mit der Unterstützung der Nachfrageförderung hat der Kanton auch auf der Marketingebene dem Tourismus geholfen. Und wie wichtig transparentes Handeln gerade in der Krise ist, davon durften wir uns alle einmal mehr überzeugen – in der Zusammenarbeit mit der Branche und den Medien sowie in der Kommunikation mit unseren Gästen. Vertrauen ist die Basis für bessere Zeiten.