Vorwort des Präsidenten.
Die neue Reisewelt
Jürg Schmid, Präsident
Wer hätte es vor Jahresfrist vermutet? Der Bündner Tourismus muss 2021/2022 erneut einen Pandemie-Winter meistern und die touristisch wichtigste Zeit des Jahres mit Sondermassnahmen bestreiten. Überhaupt war 2021 erneut ein aussergewöhnliches Jahr. Da stellt man sich unweigerlich die Frage: Erleben wir gerade eine neue Normalität? Darüber mag ich nicht spekulieren. Eines scheint aber klar: Im Tourismus wird sich und hat sich bereits vieles verändert. Einiges davon dürfte bleiben oder zumindest von langer Dauer sein. Folgend zwei Beispiele.
Am Ferienort arbeiten
Erstens: Die Pandemie hat die Büropräsenzpflicht wie weggefegt. Mann und Frau arbeiten immer öfters von zuhause aus. Dazu kann auch der Ferienort gehören. Denn wenn wir die Wahl haben, wo arbeitet es sich inspirierender als in Graubünden? Meine Prognose lautet: Wir werden in unserem Ferienkanton viele neue Gäste mit gänzlich neuen Bedürfnissen haben. Man reist schon am Donnerstagabend ins Wochenende, kehrt erst am Dienstag zurück und führt seine Teams und Firmen digital von Graubünden aus. Zweitwohnungen werden andere Nutzungsintensitäten erfahren, und Hotelzimmer brauchen Arbeitstische, die diesen Namen verdienen. «Remote Work» erlaubt es, konzentriert dort zu arbeiten, wo man einen Teil seiner Freizeit verbringen möchte.
Statt einer perfekten Aufteilung der Zeit zwischen Job und Freizeit in einer Work-Life-Balance heisst das neue Lebensmotto Work-Life-Blending: ein fliessender Übergang zwischen Arbeits- und Privatleben. Die Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit verschwimmen zunehmend. «Workations» – also die Verbindung aus Arbeit (Work) und Freizeit (Vacation) – stellen eine Möglichkeit für den Tourismus dar, auf diese Entwicklung einzugehen und ein zukunftsfähiges Angebot zu schaffen. Gerade Destinationen wie Graubünden, die reichlich Ruhe und Natur bieten, haben hierfür ein hohes Potenzial.
Das Hotelzimmer als eigenes Büro auf Zeit.
Das Hotelzimmer als eigenes Büro auf Zeit.
Eine Auszeit in der Nähe
Zweitens: Verstärkt durch das steigende Klimabewusstsein wird die Nähe eine Renaissance erfahren. Machen wir uns nichts vor: Selbstverständlich wird man wieder in die Ferne reisen, sobald die Voraussetzungen dazu besser sind. Aber man wird es weniger oft und zudem bewusster tun, als dies vor 2020 noch der Fall war. Ergänzt werden diese Fernreisen aber durch häufige und spontane Aufenthalte und Ferien in der Nähe. In den «Corona-Jahren» 2021 und 2020 durften wir so viele Schweizer Gäste wie noch nie zuvor begrüssen. Ich bin überzeugt, dass zahlreiche «First Visitors» aus dem Inland auch 2022 und in den kommenden Jahren wieder Graubünden besuchen werden.
Dies sind nur zwei Beispiele aktueller Trends. Tatsache ist, dass der Bündner Tourismus durch die schreckliche Corona-Pandemie auch nach 2021 substanziell gefordert ist. Wir dürfen aber mit Zuversicht in die Zukunft blicken und müssen uns auf die neue Reisewelt einstellen. Dafür setzen wir uns bei Graubünden Ferien zusammen mit der Bündner Tourismusbranche ein. Für einen zukunftsfähigen Qualitätstourismus.
Ein Paar geniesst Schnee und Sonne in Vals.